Gegenwärtig führt die energetische Sanierung der thermischen Gebäudehülle in den meisten Fällen zu einer verminderten Versorgung der Innenräume mit Tageslicht.
So hat das Aufbringen einer Wärmedämmung auf die Außenwand eine größere Laibungstiefe des Fensters zur Folge, die Schachtwirkung der Wand wird dadurch größer. Die Leibungsdämmung und die Überdämmung von Fensterrahmen sowie vor allem neue massivere Fensterrahmen vermindern die Glasfläche. Hinzu kommt, dass der Lichttransmissionsgrad neuer beschichteter Verglasungen geringer ist, als der Lichttransmissionsgrad des in der Regel zuvor eingebauten unbeschichteten Glases. Ggf. kommt auch noch eine Glasebene hinzu, wenn z.B. eine Zweischeiben-Verglasung in der Sanierung durch eine Dreischeiben-Verglasung ersetzt wird. Der kombinierte Effekt der genannten Maßnahmen kann bei einer Lochfassade unter üblichen Randbedingungen eine Minderung der Lichtdurchlässigkeit des Fenstersystems von 50% bewirken und damit die Tageslichtmenge im Innenraum halbieren. Hierfür besteht in der Praxis wenig Problembewusstsein, so dass auch nicht nach optimierten Lösungen, die durchaus möglich sind, gesucht wird. Dabei reduziert eine verminderte Tageslichtversorgung nicht nur das durch Tageslichtnutzung gegebene Einsparpotenzial am Energiebedarf der Beleuchtung, sondern kann im Einzelfall dazu führen, dass die Mindestanforderungen der DIN 5034-1 an die ausreichende Helligkeit von Aufenthaltsräumen nach einer Sanierung der Gebäudehülle nicht mehr erfüllt werden. Im Rahmen eines Forschungsvorhabens hat daylighting.de die Auswirkung der Sanierung der thermischen Gebäudehülle auf die Versorgung der Innenräume mit Tageslicht untersucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden in dem Beitrag Auswirkung der thermischen Sanierung der Gebäudehülle auf die Innenraumbeleuchtung mit Tageslicht auf der Licht 2016 in Karlsruhe und auf dem Lichtdialog Forum der belektro in Berlin vorgestellt. In der LICHT 11-12 | 2016 wurden die Ergebnisse dieses Projektes ebenfalls veröffentlicht.